Rote-Hand-Brief zu Pioglitazon-haltigen Arzneimitteln (actos® , Competact® und Tandemact®)

Das Pharmazeutische Unternehmen Takeda Pharma GmbH informiert in einem Rote-Hand-Brief über die inzwischen beschlossenen Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zu Pioglitazon-haltigen Arzneimitteln, die in der Therapie des Diabetes mellitus Typ II eingesetzt werden.

Neue epidemiologische Daten und eine Meta-Analyse von randomisierten klinischen Prüfungen sind verfügbar geworden, die auf ein leicht erhöhtes Risiko für Blasenkrebs unter Pioglitazon-haltigen Arzneimitteln hindeuten (Pharmazeutische Zeitung Nr. 24 vom 16. Juni 2011). Pioglitazon-haltige Arzneimittel sollen unter Einhaltung folgender Vorsichtsmaßnahmen verordnet werden: • Die Anwendung von Pioglitazon ist nun kontraindiziert bei Patienten mit:
- zurzeit aktivem Blasenkarzinom oder
- Blasenkarzinom in der Vorgeschichte oder
- nicht abgeklärter Makrohämaturie (Blut im Urin).
• Risikofaktoren für Blasenkarzinome sollten vor Beginn einer Pioglitazon-Behandlung beurteilt werden. Jegliche Makrohämaturie sollte vor Aufnahme einer Pioglitazon-Therapie abgeklärt werden.
• Patienten sollten angehalten werden, umgehend ihren Arzt aufzusuchen, wenn während der Behandlung eine Makrohämaturie oder andere Symptome wie Dysurie oder vermehrter Harndrang auftreten.
• Im Hinblick auf altersbedingte Risiken (insbesondere Blasenkarzinom, Frakturen und Herzinsuffizienz), sollte vor dem Beginn einer Behandlung bei älteren Patienten das Nutzen-Risiko Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.
• Drei bis sechs Monate nach Beginn einer Pioglitazon-Behandlung sollten Patienten nochmals untersucht werden um zu beurteilen, ob diese angemessen auf die Therapie ansprechen. Der fortbestehende Nutzen sollte bei nachfolgenden Routine-Untersuchungen bestätigt werden. Die betroffenen Produkte sind actos® (Pioglitazonhydrochlorid) Tabletten, Com-petact® (Pioglitazonhydrochlorid und Metforminhydrochlorid) Tabletten und Tandemact® (Pioglitazonhydrochlorid und Glimepirid) Tabletten.
Fälle von Blasenkarzinomen wurden in einer Meta-Analyse von kontrollierten klinischen Studien unter Pioglitazon häufiger berichtet (19 Fälle bei 12506 Patienten, 0,15 Prozent) als in den Kontrollgruppen (7 Fälle von 10212 Patienten, 0,07 Prozent) HR=2,64 (95% KI 1,11-6,31, p=0,029).
Nach Ausschluss von Patienten, die der Studienmedikation zum Zeitpunkt der Blasenkarzinom-Diagnose weniger als 1 Jahr exponiert waren, gab es 7 Fälle (0,06 Prozent) unter Pioglitazon und 2 Fälle (0,02 Prozent) in den Kontrollgruppen.

Zur Verfügung stehende epidemiologische Daten deuten ebenfalls auf ein leicht erhöhtes Risiko von Blasenkarzinomen bei Diabetes-Patienten, die mit Pioglitazon behandelt wurden, hin. Dies trifft insbesondere für Patienten zu, die über den längsten Zeitraum und mit der höchsten kumulativen Dosierung behandelt wurden. Ein mögliches Risiko nach einer kurzzeitigen Behandlung kann nicht ausgeschlossen werden.

Um das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Pioglitazon im Zusammenhang mit den neuen Sicherheitsbedenken zu optimieren, gelten außerdem folgende Empfehlungen:
Drei bis sechs Monate nach Beginn einer Pioglitazon-Behandlung sollten Patienten nochmals untersucht werden um zu beurteilen, ob diese angemessen auf die Therapie ansprechen (z.B. Senkung des HbA1c). Bei Patienten, die nicht adäquat auf die Therapie ansprechen, sollte Pioglitazon abgesetzt werden.
Im Hinblick auf die potentiellen Risiken bei verlängerter Therapie sollten die verschreibenden Ärzte bei den nachfolgenden Routine-Untersuchungen bestätigen, dass der Nutzen von Pioglitazon weiterhin fortbesteht.
Im Hinblick auf altersbedingte Risiken (insbesondere Blasenkarzinom, Frakturen und Herzinsuffizienz), sollte vor dem Beginn einer Behandlung bei älteren Patienten das Nutzen-Risiko Verhältnis sorgfältig abgewogen werden. Die Kombination von Pioglitazon mit Insulin sollte bei älteren Patienten wegen des erhöhten Risikos einer schweren Herzinsuffizienz mit Vorsicht erwogen werden. Wenn Pioglitazon bei älteren Patienten angewendet wird, sollten Ärzte mit der niedrigsten zur Verfügung stehenden Dosierung beginnen und diese schrittweise erhöhen, insbesondere bei der Kombination mit Insulin. Den vollständigen Wortlaut des Rote-Hand-Briefes können Sie auf der Homepage des BfArM unter dem angegebenen Link nachlesen. Die überarbeiteten Fach- und Gebrauchsinformationen zu actos®, Competact® und Tandemact®, die durch die EMA genehmigt wurden, finden Sie auf der Homepage der Firma.

Verdachtsfälle von unerwünschten Ereignissen, insbesondere auch in Zusammenhang mit der beschriebenen Problematik, melden Sie bitte an die Takeda Pharma GmbH, Viktoriaallee 3-5, 52066 Aachen beziehungsweise an das MedInfo- Center unter der Telefonnummer 0800 8253325 oder an das BfArM, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn, Fax 0228 207 5207, oder elektronisch unter www.bfarm.de/Pharmakovigilanz/Formulare.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können Sie jederzeit per Berichtsbogen an uns melden. Quelle
http://www.bfarm.de/SharedDocs/1_Downloads/DE/Pharmakovigilanz/roteHandBriefe/2011/rhb_pioglitazon2.pdf;jsessionid=6E0A956A23DCFC7633403CFD61C2A237.1_cid094?__blob=publicationFilehttp://www.takeda.de/arzt/diabetologie/Seiten/fachinformation.aspx PZ 31/11