Synkope und Stürze nach Timolol - Augentropfen (aus der UAW-Datenbank der AkdÄ)
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist am 29. Juni 2007 auf systemische Wirkungen des Betablockers Timolol hin bei Anwendung am Auge zur Senkung des Augeninnendrucks (Glaukom). Auch wenn die Verordnungszahlen von Betablocker-Augentropfen seit längerer Zeit zurückgegangen sind, werden sie dennoch weiterhin führend verordnet, Timolol als am häufigsten verwendete Substanz mit 126,5 Mio. DDD im Jahre 2005. Drei Fallberichte über Schwindel, Synkope bzw. Stürze bei älteren Patienten weisen erneut auf die systemischen Wirkungen von Timolol hin. Die Dosierung betrug in allen Fällen ein Tropfen einer 0,5 %igen Timolollösung zweimal täglich in beide Augen. Ein Tropfen enthielt 0,25 mg Timolol. In einem Fall konnte im Langzeit-EKG eine symptomatische Bradykardie nachgewiesen werden, bei den beiden anderen Fällen wurde eine orthostatische Dysregulation nachgewiesen. Die Symptome verschwanden nach Absetzen der Timolol-Augentropfen.
Systemische Wirkungen von Betablockern bei Anwendung als Augentropfen werden häufig unterschätzt. Die Augentropfen gelangen aus dem Bindehautsack des Auges über den Tränennasengang in die Nasenhöhle und werden im Nasen-Rachen-Raum über die Schleimhaut unter Umgehung des First-Pass-Metabolismus sofort systemisch wirksam. Daher können Nebenwirkungen wie Bronchokonstriktion, Hypotension oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Deshalb sind auch die gleichen Kontraindikationen wie für oral oder intravenös verabfolgte Betablocker zu beachten. Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von AkdÄ und BfArM; Stand: März 2007) sind derzeit 367 UAW-Verdachtsfälle zu Betablocker-Augentropfen gemeldet, 21 betreffen Bradykardien, acht Synkopen und viermal wird ein AV-Block genannt. Die AkdÄ weist darauf hin, dass oft Patienten Augentropfen bei der Anamnese gar nicht erwähnen oder dass bei neueren Kombinationspräparaten systemische Nebenwirkungen nicht erkannt werden.
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PZ 27/07