Thrombozytopenie und Vaskulitis durch Pramipexol (Sifrol®)
Im Deutschen Ärzteblatt vom 27.Oktober 2006 sowie auf ihrer Homepage (www.akdae.de) berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Pramipexol.
Pramipexol (Sifrol®), ein Dopamin-2-Rezeptoragonist der 2. Generation, ist zugelassen zur Behandlung des idiopathischen Morbus Parkinson, allein oder in Kombination mit Levodopa, sowie bei mittelgradigem bis schwerem idiopathischem Restless-legs-Syndrom. Er ist nach Cabergolin (Cabaseril®) der am zweithäufigsten angewandte Dopaminrezeptoragonist. Seine Verordnungshäufigkeit lag 2004 bei 6 Mio Tagesdosen, mit stark steigender Tendenz von plus 27,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Italienische Autoren berichten über einen 74-jährigen Mann, der seit drei Wochen Pramipexol in steigender Dosierung erhielt (zuletzt 1,4 mg/Tag). Zwei Wochen nach Therapiebeginn bemerkte der Patient Petechien und ein juckendes Exanthem über der rechten Gesäßhälfte und an beiden Unterschenkeln, das sich in den folgenden Tagen verschlechterte. Es bestanden eine geringe Leukozytose, ein massiv erhöhtes C-reaktives Protein, eine Verminderung der Thrombozyten auf 25.000/µl sowie eine Hämaturie. Eine Hautbiopsie zeigte eine leukozytoklastische Vaskulitis, eine nekrotisierende Vaskulitis mit Zerfall von Granulozyten, die auch als Arzneimittel-überempfindlichkeit beschrieben ist. Nach Absetzen von Pramipexol bildeten sich Exanthem und Hämaturie völlig zurück und die Thrombozytenwerte normalisierten sich. Eine Woche nach Beendigung der Pramipexolgabe war das C-reaktive Protein im Normbereich und die zuvor vorhandenen Antikörper gegen Plättchen-Glykoprotein IIb/IIIa konnten nicht mehr nachgewiesen werden. Die Autoren schlossen eine ganze Reihe anderer denkbarer Ursachen der Vaskulitis aus.
Im deutschen Spontanmeldesystem sind 123 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen durch Pramipexol erfasst. 65,0 Prozent der Meldungen beziehen sich auf psychische Störungen und 37,4 Prozent auf Störungen des ZNS. Nur 12,2 Prozent der Berichte betreffen das blutbildende und lymphatische System. Hierunter finden sich sechs Fälle einer Thrombozytopenie. Außerdem wird eine Meldung über Vaskulitis mit erhöhtem C-reaktiven Protein und Leukozytose ausgewiesen. Anscheinend handelt es um sehr seltene unerwünschte Wirkungen, die in der Fachinformation bislang nicht aufgeführt sind.
PZ 45/06