Unzureichende Wirksamkeit bei Lokalanästhetika
Der AMK werden über die Jahre hinweg immer wieder Injektionslösungen zur Leitungs-, Infiltrations- oder Oberflächenanästhesie eingesandt, die von Zahnärzten, Krankenhäusern und Anästhesisten wegen Wirkungslosigkeit, verminderter Wirkung oder verzögertem Wirkungseintritt beanstandet werden. Wenn das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker daraufhin den Gehalt dieser Lösungen bestimmte, so entsprach dieser bisher immer der Deklaration. 21 entsprechende Meldungen erhielt die AMK seit Januar 2009. Davon wurden 15 im Zentrallabor untersucht – und in keinem Fall ein Mindergehalt gefunden.
In der (zahn)medizinischen Literatur ist gut dokumentiert, dass eine unzureichende Wirksamkeit bei Lokalanästhetika meist nicht auf einem Mindergehalt an Wirkstoff beruht, sondern andere Ursachen hat, die in Betracht gezogen werden müssen. Dazu gehören:
- methodische Fehler des Anästhesisten (zum Beispiel falsch gewählte
oder fehlerhafte Injektionstechnik oder -lösung, zu geringe Menge), - anatomische Abweichungen beim Patienten,
- pathologische Veränderungen (zum Beispiel Hyperplasien und Tumore, die die Gewebediffusion erschweren),
- pathophysiologische Veränderungen (Entzündungen, veränderter pH-Wert und die Durchblutungsverhältnisse am Applikationsort können die lokalanästhetische Wirkung beeinflussen) und
- psychologische Faktoren (bei übergroßen Ängsten können trotz prinzipiell ausreichender Anästhesie Probleme auftreten).
Quellen (beispielhaft):
Meechan, J. G.: How to overcome failed local anaesthesia. Br. Dent. J. 186 (1999) 15-20
Hargreaves, M. et al.: Local anesthetic failure in endodontics: Mechanisms and management. Endod. Topics 1 (2002) 26-39