Vogelgrippe (aviäre Influenza)
Das Robert-Koch-Institut informiert auf seiner Homepage (www.rki.de) über die aktuelle Einschätzung der Situation: Das Risiko einer weltweiten Influenzaepidemie wird maßgeblich davon beeinflusst, wie weit ein Virus verbreitet ist, das das Potenzial für eine weitere Anpassung an den Menschen hat. Jeder neue Ausbruch bedeutet daher eine gewisse Erhöhung des Risikos.
Mitte Oktober wurde offiziell bestätigt, dass bei Geflügel in der Türkei, in Rumänien und im europäischen Teil Russlands der in Asien zirkulierende Virusstamm A/H5N1 nachgewiesen wurde. Auch in Kroatien wurde kürzlich hochpathogenes A/H5N1 festgestellt. Für in Griechenland und Schweden beobachtete Vogelgrippefälle gibt es noch keine Bestätigung für A/H5N1. Nach Deutschland eingeschlepptes A/H5N1 wäre in erster Linie eine Bedrohung für Geflügel. Träte die Vogelgrippe auch in Deutschland auf, müssten sich Personen mit engem Kontakt zu kranken Tieren angemessen schützen. Für die allgemeine Bevölkerung ist in Deutschland derzeit kein Risiko erkennbar, auch wenn derzeit in den Medien über jeden toten Vogel berichtet wird und stets etwas irreführend von dem für den Menschen gefährlichen H5N1-Virus die Rede ist.
Bedeutung von Impfungen: Nach einer Umfrage wollen sich in diesem Jahr auf Grund der Diskussion um die Vogelgrippe deutlich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen als in den vergangenen Jahren. Der aktuelle Grippeimpfstoff schützt aber nicht vor der Vogelgrippe. Damit es nicht zu einem Engpass bei der Impfung von Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit kommt, sollen zunächst nur die besonders gefährdeten Gruppen geimpft werden: Menschen mit Grundleiden wie Herzkreislaufkrankheiten und chronischen Lungenkrankheiten, Menschen über 60 Jahre sowie medizinisches Personal. Käme es zu einer gesicherten Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch A/H5N1, spräche die WHO Empfehlungen zur Impfstoffherstellung aus. Da aber eine gleichzeitige Infektion mit den gegenwärtig zirkulierenden menschlichen Influenzaviren und dem Vogelgrippevirus A/H5N1 die Gefahr einer Neukombination beider Viren birgt und damit das Risiko der Entstehung eines von Mensch zu Mensch übertragbaren Virus erhöht, kann für Personen, die in betroffenen Regionen Kontakt zu Geflügel haben könnten, eine Influenza-Impfung erwogen werden.
Therapeutische Möglichkeiten: Alle Vogel-Influenzaviren sind Influenza-A-Viren. Prinzipiell gibt es zwei Klassen von Medikamenten, die gegen Influenza-A-Viren wirksam sind. Dazu gehören die so genannten Membranprotein-Hemmer, wie Amantadin, und die so genannten Neuraminidase-Hemmer, wie Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir (Relenza®). Laborversuche lassen vermuten, dass Influenzaviren vom Subtyp A/H5N1 gegen Amantadin primär resistent sind. Hinweise auf eine primäre Resistenz gegen die Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir und Zanamivir liegen nicht vor.
Nicht klinisch nachgewiesen ist die antivirale Wirksamkeit von Pflanzenextrakten, zum Beispiel dem durch einige Medien propagierten Cystusextrakt.
PZ 44/05