Zur Erinnerung: Wechselwirkung zwischen Statinen und Ciclosporin

Im Deutschen Ärzteblatt vom 14. April 2006 erinnert die AkdÄ an die pharmakokinetische Interaktion zwischen einigen Statinen und dem Immunsuppressivum Ciclosporin.

Der AkdÄ wurden mehrere Fälle berichtet, in denen sich unter gleichzeitiger Behandlung mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin (zum Beispiel Sandimmun®) und einem Statin (HMG-CoA-Reduktasehemmer), dessen Dosierung nicht wie notwendig reduziert wurde, eine muskuläre Schädigung beziehungsweise eine Rhabdomyolyse entwickelte. Besonders schwerwiegend ist der Bericht über eine 64-jährige Patientin, die nach einer Nierentransplantation unter anderem mit Ciclosporin behandelt worden war. Ein halbes Jahr nach der Transplantation war ihr wegen einer Hyperlipidämie Simvastatin 80 mg/Tag (die höchste zugelassene Dosis) verordnet worden. 18 Tage später wurde sie wegen einer Rhabdomyolyse (Creatinkinase-Wert bis 116 000 U/l) stationär aufgenommen. Trotz intensivmedizinischer Therapie und Dialyse verstarb sie an akutem globalem Herzversagen.

2004 wurden in Deutschland 1355 Mio. definierte Tagesdosen an Statinen verschrieben. Sie werden von den meisten Patienten gut vertragen. Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen gehören häufig muskuläre Beschwerden bis hin zu den sehr seltenen Rhabdomyolysen. Das Risiko einer Rhabdomyolyse während einer Statintherapie wird durch verschiedene Begleitmedikationen erhöht, wahrscheinlich indem der Statinspiegel ansteigt. Besonders die gleichzeitige Behandlung mit CYP3A4-Inhibitoren, zu denen unter anderem Makrolidantibiotika (zum Beispiel Erythromycin), Azolantimykotika (zum Beispiel Ketoconazol), HIV-Proteaseinhibitoren und Ciclosporin, aber auch Grapefruitsaft gehören, erhöhen die Gefährdung. Das Risiko für Myopathien scheint mit der Lipophilie des Statins zu steigen.

Wenn die gleichzeitige Therapie mit einem Statin und Ciclosporin nicht umgangen werden kann, muss das Statin niedriger dosiert werden. Es sollte das hydrophile Pravastatin ausgewählt werden, das nicht wesentlich über CYP3A4 metabolisiert wird. Alternativ können andere Statine in ebenfalls niedriger Dosierung gegeben werden, zum Beispiel Lovastatin 10-20 mg/Tag oder Simvastatin 5 bis höchstens 10 mg/Tag. Es soll stets einschleichend dosiert werden. Gemfibrozil oder Nikotinsäure dürfen auf keinen Fall zusätzlich gegeben werden, auch wenn die angestrebten LDL-Zielwerte nicht erreicht werden.

PZ 17/06