Thüringer Apothekerschaft eröffnet Protestmonat

Mehr als 500 Apotheker und ihre Teams, Ärzte, Zahnärzte sowie Psychotherapeuten haben am Mittwoch (1.11) vor dem Thüringer Landtag in Erfurt gegen den Abbau der ambulanten Versorgung demonstriert. Sie kritisierten, dass Politik und Krankenkassen die ambulante Versorgung austrocknen lassen. Während Praxen und Apotheken ein Sparkurs aufgezwungen werde, verspreche die Politik den Menschen in Deutschland immer mehr Leistungen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Heilberufe. Die Vertreter der Heilberufe und ihre Teams fordern ein sofortiges Umdenken der Politik und mehr Anerkennung, denn die Zukunft der wohnortnahen ambulanten Versorgung der Patienten im Freistaat ist akut bedroht. 

Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, wird in der Pressemitteilung so zitiert: "Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist aufgrund der seit zehn Jahren unterlassenen Honoraranpassungen durch die Politik, des Betriebskostenanstieges und der Erhöhung des Apothekenabschlages in 2023 katastrophal. Ein Drittel der Apotheken sind Stand heute in ihrem Bestand wirtschaftlich gefährdet. Elf Prozent schreiben sogar rote Zahlen und sind in ihrer Existenz akut bedroht. Wir fordern eine entsprechende Erhöhung unserer Honorierung für eine auskömmliche Vergütung unserer Leistungen!“

Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, wies auf die Relevanz der Apotheken vor Ort hin: "Die Lieferengpässe bei lebensnotwendigen Arzneimitteln in ganz unterschiedlichen Indikationsgruppen sind nach wie vor besorgniserregend und werden sich im kommenden Herbst und Winter noch verschärfen. Die Politik muss endlich wirksame Maßnahmen veranlassen, um diesem Notstand entgegenzutreten! Erheblich erschwert wird das Management der Lieferengpässe durch den dramatischen Personalmangel in den Apotheken. Dieser trägt neben der massiven staatlichen Unterfinanzierung der öffentlichen Apotheken erheblich zu einem fortschreitenden Apothekensterben in Deutschland bei. Wir fordern eine deutliche Erhöhung der Studienplatzkapazitäten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena für Apotheker und der Ausbildungskapazitäten für Pharmazeutische Technische Assistenten!“

Einer Umfrage des Thüringer Apothekerverbands zufolge wollten neun von zehn Teams mindestens eine Person zur Protestveranstaltung schicken. Außerdem hatten bei der Umfrage 87 Prozent der Apotheken angegeben, am gestrigen Protesttag vorübergehend oder ganz zu schließen.

Unterstützung kam vom Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Dr. Hans-Peter Hubmann. In einem Statement für den ABDA-Newsroom sagte Hubmann, dass der Protesttag in Thüringen ein überwältigender sowie gelungener Auftakt in den Protestmonat November gewesen sei. "Die Apothekerschaft wird in diesem Monat immer wieder auf die Gefahren der Gesundheitspolitik von Herrn Lauterbach aufmerksam machen. Wir können es im Sinne unserer Patientinnen und Patienten nicht zulassen, dass die Arzneimittelversorgung über die Apotheken vor Ort destabilisiert wird, weil der SPD-Politiker Karl Lauterbach lieber in überflüssige Strukturen wie Gesundheitskioske investiert als in das bestehende und funktionierende Versorgungssystem", so Hubmann. Anstatt die Apotheken wirtschaftlich zu stärken habe die Ampel-Koalition zuletzt sogar das Honorar der Apotheken gekürzt.

Die Apothekerschaft hat den November zum Protestmonat ausgerufen, um gegen die zukunftsfeindliche Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu protestieren. In den kommenden Wochen wird es jeweils mittwochs insgesamt vier zentrale Kundgebungen (Hannover, Dortmund, Stuttgart, Dresden) geben.